Was ist traumasensibles Yoga?
Traumasensibles Yoga ist mehr eine innere Haltung als ein eigener Yoga Stil. Es ist nicht leistungs- sondern wahrnehmungsorientiert. Es geht nicht darum kompliziert aussehende Asanas auszuführen, sondern einen Kontakt zum Körper herzustellen. Die Übungen stellen keine hohen Anforderungen an den Körper. Es geht um die Wahrnehmung innerer Vorgänge, die Verbindung von Körper, Geist und Seele über Bewegung und Atem.
Zudem hilft traumasensibles Yoga dabei die Selbstregulation wieder zu erlangen und zu erweitern. Der Mensch lernt sich selbst wieder zu spüren und erlebt Verbundenheit mit sich selbst. Er erlangt Orientierung und Sicherheit im eigenen Körper zurück, sodass es besser gelingt gesunde Grenzen zu erfahren und diese zu schützen.
Betroffene, die ein Trauma überlebt haben leiden in der Folge an vielen verschiedenen Symptomen, die allein durch eine Gesprächstherapie oft nicht aufgelöst werden können. Bei Traumatisierungen ist es wichtig den Körper mit einzubeziehen, da dort die Erinnerungen an die traumatischen Erlebnisse gespeichert sind. Gesprächstherapie und Körperarbeit sollten bei der Behandlung Hand in Hand gehen.
„Der Schlüssel zur Traumaheilung ist nicht das Trauma wieder zu erleben, sondern neue Erfahrungen im Körper zu schaffen.“ (P. Levine)
Wirkung/ positive Effekte
Durch traumasensibles Yoga:
- „gewinne ich neuen Mut in einer auf Heilung ausgerichteten Gruppe
- erfahre ich, wie ich mir selber in schwierigen Situationen helfen kann
- fange ich an, mich endlich wieder zu spüren und lebendiger zu werden
- und kann wieder mehr am Leben um mich herum teilnehmen“
„Die Heilung eines Traumas ist ein natürlicher Prozess, der durch ein inneres Gewahrsein des Körpers initiiert werden kann.“ (P. Levine, Trauma-Heilung, 1998)
Gibt es Kontraindikationen oder Voraussetzungen?
Um traumasensibles Yoga praktizieren zu können sind keine Vorerfahrungen oder andere Voraussetzungen notwendig. Frei nach dem Motto: „Wer atmet kann auch Yoga praktizieren.“ Ebenso wenig gibt es Kontraindikationen, solange der Yogaunterricht sensibel und individuell auf den/die Teilnehmer*in abgestimmt ist und der Dialog mit dem/ der Yogalehrer*in stattfindet. Es ist wichtig, dass der/die Teilnehmer*in nicht überfordert wird oder das Gefühl hat, ihm/ihr werden Übungen aufgezwungen.
Für wen ist traumasensibles Yoga geeignet?
Traumasensibles Yoga eignet sich für Menschen, die an Traumafolgestörungen leiden, eine psychische Erkrankung haben, unter chronischem Stress oder Burn-out leiden, an einer schweren Erkrankung leiden oder diese gerade überwunden haben. Darüber hinaus ist traumasensibles Yoga für alle Menschen geeignet, die sonst beim Yoga das Gefühl haben es geht zu schnell bzw. nicht in ihrem Rhythmus, die nicht berührt werden möchten und sich einen sensibleren Unterricht wünschen.
Jede Traumatisierung zeigt sich anders im System eines Menschen – ich gehe auf diese individuellen Auswirkungen ein. In Kontakt mit sich selbst und dem eigenen Körper zu kommen, kann ein langer, schwieriger Prozess sein, der für Betroffene nicht alleine zu bewältigen ist. Meine liebevolle Aufmerksamkeit kann diesen Prozess begleiten.
Traumasensibles Yoga eignet sich sehr gut, um eine Psychotherapie zu begleiten. Auch für die Vorbereitung auf eine Traumatherapie, z.B. um Wartezeiten zu überbrücken kann es hilfreich sein.
Finanzierung:
Traumasensibles Yoga ist ein anerkanntes Therapieverfahren beim Fonds Sexueller Missbrauch vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Dort können Betroffene bis zu 10.000€ beantragen. Der Fonds richtet sich an Betroffene sexualisierter Gewalt im Kindes- oder Jugendalter im familiären Bereich und Betroffene, die in ihrer Kindheit oder Jugend in Institutionen sexuell missbraucht wurden. Institutionelle Anträge können nur bearbeitet werden, soweit sich die Institutionen am Ergänzenden Hilfesystem beteiligen.
Im Antrag muss Traumasensibles Yoga als ergänzende Hilfe explizit angegeben werden. Ich kann dann direkt mit dem Fonds abrechnen.
Für mehr Informationen: https://www.fonds-missbrauch.de/